Inkontinenz bei Erwachsenen - Ursachen, Bewältigung und Hilfsmittel
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Inkontinenz bei Erwachsenen - Ursachen, Bewältigung und Hilfsmittel

Harninkontinenz ist ein häufiges und oft unterschätztes Problem, das viele Erwachsene betrifft. Trotz seiner Verbreitung wird es oft aus Scham oder Unwissenheit nicht ausreichend angesprochen. 

In diesem Blogbeitrag möchten wir über Harninkontinenz bei Erwachsenen sprechen, ihre Ursachen, Strategien zur Bewältigung und die Hilfsmittel, die Betroffenen dabei helfen können, ein aktives und erfülltes Leben zu führen.

Definition von Inkontinenz:

Inkontinenz bezeichnet den Verlust der Fähigkeit, Urin oder Stuhl willentlich zu kontrollieren, was zu ungewolltem Harn- oder Stuhlverlust führt. Inkontinenz betrifft Menschen auf der ganzen Welt, unabhängig von Geschlecht, Alter oder sozialem Status. Es kann Menschen in jedem Lebensalter treffen, von Kindern bis hin zu älteren Erwachsenen. Allerdings steigt das Risiko für Inkontinenz mit dem Alter. Besonders betroffen sind ältere Menschen, da der natürliche Alterungsprozess und altersbedingte Veränderungen im Körper die Blasenkontrolle beeinträchtigen können. Statistiken zeigen, dass etwa 30% der über 70-Jährigen von Inkontinenz betroffen sind.

Inkontinenz kann eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen, aber es gibt viele Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsmittel, die Betroffenen helfen können, mit den Symptomen umzugehen und ein aktives Leben zu führen. Es ist wichtig, dass Betroffene medizinische Hilfe suchen, um die Ursachen ihrer Inkontinenz zu identifizieren und geeignete Behandlungsmaßnahmen zu ergreifen.

Die Ursachen einer Inkontinenz

Inkontinenz, sei es Harn- oder Stuhlinkontinenz, kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden. Bei Harninkontinenz spielen altersbedingte Veränderungen eine wichtige Rolle, da mit dem Alter die Blasenkapazität abnimmt und die Blasenmuskulatur schwächer wird. Auch Frauen nach der Geburt sowie Männer nach Prostataoperationen sind häufig betroffen. Neurologische Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose oder Schlaganfall können ebenfalls die Kontrolle über die Blase beeinträchtigen.

Blasensteine, Harnwegsinfektionen und bestimmte Medikamente können zusätzliche Ursachen sein. Stuhlinkontinenz hingegen kann durch chronische Verstopfung, Schädigung des Analsphinkters, entzündliche Darmerkrankungen oder Darmchirurgie verursacht werden. Die genaue Ursache ist entscheidend für die Wahl der Therapie, die von einem Arzt individuell festgelegt werden sollte.

Inkontinenz und deren Symptome

Die Symptome der Inkontinenz können je nach Art und Ursache variieren. Bei Harninkontinenz äußert sich dieses Problem oft durch unkontrollierten Harnverlust beim Husten, Niesen oder Lachen (Belastungsinkontinenz), einen starken, plötzlichen Harndrang mit sofortigem Harnverlust, noch bevor die Toilette erreicht werden kann (Dranginkontinenz), oder durch einen kontinuierlichen oder periodischen Harnverlust ohne Warnung (Überlaufinkontinenz). Betroffene können auch häufigen Harndrang, häufiges nächtliches Wasserlassen und das Gefühl haben, die Blase nicht vollständig entleeren zu können, erleben. Stuhlinkontinenz zeigt sich in unkontrolliertem Stuhlabgang, der unabhängig von Zeit und Ort auftreten kann.

Erste Anzeichen einer Inkontinenz erkennen: Hinweise für Angehörige

Inkontinenz kann sich langsam entwickeln und sich zunächst durch subtile Anzeichen bemerkbar machen. Angehörige können die folgenden Hinweise beachten, um mögliche Anzeichen einer Inkontinenz bei ihren Liebsten zu erkennen:

  1. Verstärkter Toilettengang: Wenn jemand plötzlich häufiger als gewöhnlich die Toilette aufsucht oder nachts mehrmals aufwacht, um Wasser zu lassen, kann dies ein Hinweis auf eine beginnende Harninkontinenz sein.

  2. Plötzliche Stimmungsveränderungen: Manchmal können Änderungen im Verhalten, wie vermehrte Reizbarkeit, Angst oder Depression, aufgrund von Inkontinenz auftreten. Dies kann darauf hindeuten, dass die betroffene Person unter emotionalen Belastungen aufgrund ihrer Inkontinenz leidet.

  3. Ungeplante Kleidungswechsel: Wenn Angehörige feststellen, dass ihre Liebsten häufiger als üblich die Kleidung wechseln müssen oder dass die Wäsche vermehrt Flecken aufweist, könnte dies auf ungewollten Urin- oder Stuhlverlust hinweisen.

  4. Ungewöhnliche Gerüche oder Flecken im Wohnbereich: Das Vorhandensein von ungewöhnlichen Gerüchen im Wohnbereich oder das Auftreten von Flecken auf Möbeln oder Teppichen kann ein Zeichen dafür sein, dass die betroffene Person Schwierigkeiten hat, ihre Blase oder ihren Darm zu kontrollieren.

  5. Vermeidung bestimmter Aktivitäten: Personen mit Inkontinenz neigen manchmal dazu, soziale Aktivitäten zu vermeiden, bei denen sie befürchten, dass ihre Inkontinenz zum Problem werden könnte. Das Zurückziehen von solchen Aktivitäten kann ein Hinweis darauf sein, dass die betroffene Person unter Inkontinenz leidet.

Das Erkennen dieser Anzeichen kann dazu beitragen, frühzeitig Unterstützung anzubieten und die betroffene Person bei der Suche nach angemessener medizinischer Behandlung zu unterstützen. Es ist wichtig, einfühlsam und unterstützend zu sein, wenn man das Gespräch über Inkontinenz anspricht, um der betroffenen Person zu helfen, sich nicht allein gelassen zu fühlen.

Verschiedene Formen der Inkontinenz

Belastungsinkontinenz: Diese Art der Inkontinenz tritt auf, wenn Druck auf die Blase ausgeübt wird, beispielsweise beim Husten, Niesen, Lachen oder schweren Heben. Bei Belastungsinkontinenz kann ein ungewollter Urinverlust auftreten, insbesondere wenn die Beckenbodenmuskulatur geschwächt ist.

Dranginkontinenz: Personen mit Dranginkontinenz verspüren plötzlich und intensiv den Drang, die Blase zu entleeren, und können den Urin nicht rechtzeitig kontrollieren, um die Toilette zu erreichen. Dieser starke Harndrang tritt oft ohne Vorwarnung auf und kann zu ungewolltem Harnverlust führen.

Überlaufinkontinenz: Bei Überlaufinkontinenz ist die Blase nicht in der Lage, sich vollständig zu entleeren, was zu einem kontinuierlichen oder periodischen Harnverlust führen kann. Dies kann aufgrund von Blasenentleerungsstörungen oder einer gestörten Blasenfunktion auftreten.

Funktionelle Inkontinenz: Diese Form der Inkontinenz tritt auf, wenn eine Person aufgrund körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen, wie beispielsweise bei einer schweren Arthritis oder Demenz, nicht in der Lage ist, rechtzeitig die Toilette zu erreichen, obwohl sie eigentlich die Kontrolle über ihre Blase hat.

Stuhlinkontinenz: Stuhlinkontinenz bezieht sich auf den ungewollten Verlust von Stuhl. Dies kann durch verschiedene Ursachen wie chronische Verstopfung, Schädigung des Analsphinkters oder des Anorektalbereichs, entzündliche Darmerkrankungen oder Darmchirurgie verursacht werden.

Risikofaktoren bei Inkontinenz

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Inkontinenz, da die Muskeln und Gewebe, die für die Blasenkontrolle wichtig sind, im Laufe der Zeit schwächer werden können. Frauen haben aufgrund von Schwangerschaft, Geburt und den Wechseljahren ein höheres Risiko für Inkontinenz als Männer. Schwangerschaft und Geburt können die Beckenbodenmuskulatur und die Blasenkontrolle beeinträchtigen, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Inkontinenz führen kann.

Übergewicht und Adipositas erhöhen den Druck auf die Blase und können das Risiko für Inkontinenz erhöhen, ebenso wie Rauchen, das den Hustenreflex verstärken und den Druck auf die Blase erhöhen kann. Bestimmte chronische Erkrankungen wie Diabetes, Parkinson-Krankheit, Multiple Sklerose und Schlaganfall können die Blasenfunktion beeinträchtigen und das Risiko für Inkontinenz erhöhen. Auch einige Medikamente, insbesondere solche, die die Blasenfunktion beeinflussen, können das Risiko für Inkontinenz erhöhen. Vorherige Operationen im Beckenbereich können ebenfalls die Blasenkontrolle beeinträchtigen und das Risiko für Inkontinenz erhöhen.

Medikamente und Inkontinenz: Ein Blick auf potenzielle Auslöser

Inkontinenz kann durch die Einnahme bestimmter Medikamente ausgelöst oder verschlimmert werden. Hier sind einige Arten von Medikamenten, die die Blasenfunktion beeinflussen und das Risiko für Inkontinenz erhöhen können:

  1. Diuretika (Wassertabletten): Diuretika werden häufig zur Behandlung von Bluthochdruck und anderen Erkrankungen eingesetzt. Sie fördern die Ausscheidung von Flüssigkeit und können dazu führen, dass sich die Blase schneller füllt und häufiger entleert werden muss, was zu vermehrtem Harndrang und möglicherweise zu Harninkontinenz führen kann.

  2. ACE-Hemmer: ACE-Hemmer werden zur Behandlung von Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt. Sie können bei einigen Personen zu einem trockenen Husten führen, der den Druck auf die Blase erhöhen und zu einer Verschlechterung der Blasenkontrolle führen kann.

  3. Betarezeptorenblocker: Betarezeptorenblocker werden zur Behandlung von Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt. Sie können die Blasenmuskulatur entspannen und zu vermehrtem Harndrang oder unkontrolliertem Harnverlust führen.

  4. Cholinesterase-Hemmer: Cholinesterase-Hemmer werden zur Behandlung von Alzheimer-Krankheit und anderen Formen von Demenz eingesetzt. Sie können die Blasenfunktion beeinflussen und zu vermehrtem Harndrang oder unkontrolliertem Harnverlust führen.

Saugende Hilfsmittel für Inkontinenz: Eine Übersicht

Inkontinenzeinlagen: Diese dünnen, saugfähigen Einlagen können diskret in Unterwäsche platziert werden, um leichte bis mittlere Harninkontinenz zu bewältigen. Sie bieten zusätzlichen Schutz und Komfort und sind besonders praktisch für den täglichen Gebrauch.

Inkontinenzvorlagen: Vorlagen sind ähnlich wie Einlagen, jedoch größer und bieten eine höhere Saugkapazität. Sie sind ideal für Personen mit mittlerer bis schwerer Harn- und Stuhlinkontinenz und bieten einen zuverlässigen Schutz vor ungewolltem Harnverlust.

Inkontinenzpants: Diese Pants ähneln herkömmlicher Unterwäsche und bieten diskreten Schutz vor Harninkontinenz. Sie sind besonders geeignet für Personen mit leichter bis mittlerer Inkontinenz und bieten Bewegungsfreiheit und Komfort.

Inkontinenzhosen: Diese speziell entworfenen Hosen bieten einen sicheren Sitz und zusätzlichen Schutz vor Harninkontinenz. Sie sind besonders geeignet für Personen mit mittlerer bis schwerer Harn- und Stuhlinkontinenz und bieten Komfort und Sicherheit den ganzen Tag über.

Inkontinenzvorlagen mit Hüftbund: Diese Vorlagen sind mit einem elastischen Hüftbund ausgestattet, der eine sichere Fixierung gewährleistet und ein Verrutschen verhindert. Sie sind ideal für Personen mit mittlerer bis schwerer Inkontinenz, die zusätzliche Sicherheit und Schutz benötigen.

Bettschutzunterlagen: Diese wasserdichten Unterlagen werden auf das Bett oder z.B. Rollstühle und Sessel gelegt, um Matratzen und Bettwäsche vor ungewolltem Harnverlust zu schützen. Sie sind besonders geeignet für die nächtliche Verwendung und bieten einen zuverlässigen Schutz während des Schlafs.

Inkontinenzhilfsmittel: Mehr als nur Schutz – Eine Verbesserung der Lebensqualität

Inkontinenzhilfsmittel spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderung und bieten zahlreiche Vorteile für betroffene Personen. Durch den zuverlässigen Schutz vor ungewolltem Harn- oder Stuhlverlust vermitteln sie ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Zudem ermöglichen sie betroffenen Personen ein aktives und selbstbestimmtes Leben, ohne ständig Gedanken über mögliche Unfälle oder peinliche Situationen machen zu müssen.

Moderne Inkontinenzhilfsmittel sind diskret und unauffällig gestaltet, sodass sie unter der Kleidung kaum sichtbar sind und den Tragekomfort nicht beeinträchtigen. Dies ermöglicht den Betroffenen, sich frei und unbeschwert zu bewegen. Darüber hinaus tragen Inkontinenzhilfsmittel dazu bei, Hautirritationen und Infektionen im Bereich der Genitalien zu verhindern und erleichtern betroffenen Personen den Alltag, indem sie ihnen ermöglichen, ihre täglichen Aktivitäten ohne Einschränkungen oder Unterbrechungen fortzusetzen. Insgesamt verbessern Inkontinenzhilfsmittel die Lebensqualität von betroffenen Personen, indem sie ihnen die notwendige Unterstützung, Sicherheit und Komfort bieten, um den Alltag selbstbestimmt und würdevoll zu gestalten.

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